Vom 10.-12. November veranstaltete der BDZ LV Bayern anlässlich der 25-Jahr-Feier des Bayerischen Landeszupforchesters in der Bayerischen Musikakademie Hammelburg ein Landesmusikfest, an dem zahlreiche Ensembles und Orchester teilnahmen.
Von Freitagabend bis Sonntagvormittag war mit drei Orchesterkonzerten, Ausstellungen, Workshops und dem Festkonzert „25 Jahre Bayerisches Landeszupforchester“ eine geballte Ladung Zupfmusik in der Akademie zu erleben.
Unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst Dr. Thomas Goppel kamen weit über hundert Laienmusiker aus allen Teilen Bayerns zusammen, um mit Mandolinen und Gitarren zu musizieren, Kontakte zu pflegen oder neue aufzubauen und um eine Wochenende rund um die Zupfmusik zu erleben.
Beim Eröffungskonzert im grossen Saal der Akademie am Freitag Abend musizierte zu Beginn das Gitarren- und Mandolinenorchester der Städt. Musikschule Bayreuth unter der Leitung von Günter Münch, das u. a. mit der bekannten „Sonata VI“ von V. Roeser einen schwungvollen Auftakt lieferte. Danach zeigte das junge Auswahlgitarrenorchester der Sing- und Musikschule Würzburg, dass es an Nachwuchsmusikern nicht mangelt und sie unter dem Dirigat von Andreas Kantenwein gut gelaunt und bestens aufeinander abgestimmt sowohl barocke Musik mit „Courante“ und „Bouree“ als auch die temperamentvolle „Suite Americana“ präsentieren können. Das Lohrer Zupf-Ensemble unter der engagierten Leitung von Petra Breitenbach glänzte mit den beiden Solistinnen Corinna Nastoll (Flöte) und Eva-Maria Michaelis (Gesang) bei einer Deutschen Arie von G. F. Händel und begeisterte bei den 3 Bagatellen von Mirko Schrader neben einem „Ragtime“ mit einem gefühlvollen „Valse triste“ und einer spritzigen „Danza latinophonia“. Ein besonderer Höhepunkt des Eröffnungskonzertes war sicher der Auftritt des Duos mit den Ausnahmekünstlern Gertrud Weyhofen und Olaf Van Gonnissen. Beide beeindruckten das anwesende Publikum mit außergewöhnlichen und höchst musikalischen Beiträgen. Mit Barockmandoline, neapolitanischer und romantischer Mandoline bzw. Barock- und moderner Gitarre verblüfften sie schon allein optisch und konnten bei Werken von Bach, Calace und Meijering ihr internationales Renommee unter Beweis stellen.
Am Samstag bestand die Möglichkeit, die ganztägige Ausstellung von Instrumentenbauern, Verlagen und Musikalienhändlern im Kammermusiksaal und zwei Workshops im grossen Saal zu besuchen - sogar das Lokalfernsehen war vor Ort und filmte die „ad hoc Band“ beim Workshop „Let’s fetz - Popsongs neu aufgelegt“ mit den Dozenten Rainer Vollmann (Gitarre) und Petra Breitenbach (Mandoline). Beim Workshop „Neue Wege beim Gitarrenbau“, hervorragend von Hermann Gräfe (Instrumentenbauer) und Johannes Tappert (Gitarrist) ausgeführt, wurden auf ansprechende Weise experimentelle Ansätze und Neuentwicklungen bei der Fertigung von Hälsen, Decken-Beleistungen und Stegen aufgezeigt.
Beim Orchesterkonzert am Samstagnachmittag konnte erneut die große Bandbreite der bayerischen Zupfmusik unter Beweis gestellt werden. Das Zupfmusikensemble „musica a corda“ präsentierte nicht nur eine Uraufführung der „Sinfonia piccola“ von Ch. Hammer, sondern setzte unter der Leitung von Iris Hammer auch die Solisten Sabine Spath (Cembalo) und Benjamin Haagen (Schlagwerk) beim „Rondino“ von A. Rosenstengel gut in Szene. Beim anschließenden „Konzert in C-Dur“ von A. Vivaldi zeigte das Zeiler Zupforchester seine Klasse und konnte mit Bianca Brand an der Barockmandoline das Publikum begeistern. Beim darauffolgenden „Ceilidh“ von E. Tober-Vogt zeigte Gerhard Vogt mit überzeugendem Dirigat, dass sein Orchester sowohl das gefühlvolle „Learig“ als auch spritzige und beschwingte Melodien („Reels“ und „Jigs“) treffend darbieten kann. Unter der langjährigen Leitung von Egbert Nöbel musizierte der Münchener Mandolinen-Zirkel ausdrucksvoll und homogen. Bei den beiden Werken „Variations on Moon over the Ruined Castle“ von H. Fujikake und „Armonie Alpine“ von G. Sartori kam auch die romantische Mandolinenmusik nicht kurz und konnte so dem Publikum präsentiert werden. Abschließend gastierte das Vivaldi-Orchester Karlsfeld in Hammelburg. Der mehrfache Preisträger verschiedener Wettbewerbe bot unter der Leitung von Monika Fuchs-Warmhold eine excellente Leistung. Der mit dem Orchester befreundete Schlagzeuger Jürgen Schieber musizierte bei seinem eigenen Werk „Toskanana“ auf der Marimba und konnte sich dabei voll auf die musikalische Unterstützung des Orchesters verlassen. Das folgende in der Zupfmusikszene äußert bekannte „Novemberfest“ von Y. Kuwahara rundete das Konzert treffend ab.
Besondere Aufmerksamkeit und Beachtung erhielt am Abend das Festkonzert des BLZO: Der Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel hatte ebenso wie örtliche Politprominenz sein Kommen zugesagt und die Vorreiterrolle der Zupfmusiker unter den Laienmusikverbänden in seiner Festansprache betont. Bezirksrätin Karin Renner für den unterfränkischen Bezirkstag, Landrat Thomas Bold für den Landkreis Bad Kissingen, 1. Bürgermeister Ernst Stross für die Stadt Hammelburg und Direktor Hermann Grollmann für die Musikakademie gratulierten zum Jubiläum des BLZO und zum gelungenen Landesmusikfest. Goppel attestierte den Musikerinnen und Musikern hervorragende Leistungen unter Beachtung der Traditionspflege ebenso wie der Moderne. Musizieren fördere Bildung und schaffe Lebensfreude, weshalb staatliche Förderung auch am Platze sei. Der Auffassung des Bayerischen Rechnungshofes, Fördermittel zu verringern, trete er deshalb entschieden entgegen. Das Landeszupforchester unter der engagierten Leitung von Dominik Hackner zeigte sich beim Festkonzert mit Präzision und ausgefeilter Dynamik in bester Verfassung. Aus dem breit gefächerten Repertoire hatte man Stücke ausgewählt, die einen Einblick in die Vielfalt des gemeinsamen Wirkens vermitteln konnten. So standen neben der Musik aus Renaissance und Barock Kompositionen des 20. Jahrhunderts auf dem Programm, durch Kombination der Zupfinstrumente mit Gesang und anderen Instrumenten, wie Flöte, Klavier und Schlagwerk abwechslungsreich und farbig gestaltet. Unter dem Titel „Ein gut Dantzerey“ erklangen fünf Tänze aus dem 16. Jahrhundert, eine Bearbeitung für Zupforchester von der Schweinfurterin E. Tober-Vogt. Das ansprechende Werk gehört inzwischen zum Standardrepertoire von Zupfensembles und ist ein Welthit geworden. Gertrud Weyhofen, die Konzertmeisterin des Ensembles, und Bianca Brand gestalteten das Konzert G-Dur für 2 Mandolinen und Zupforchester von A. Vivaldi (Bearbeitung: O. Kälberer) mit erstaunlicher Virtuosität und eindrucksvoller Hingabe. Von dem Luxemburger Komponisten M. Wengler hatten die Musiker das anspruchsvolle Konzert „Konstellationen“ sowie zwei japanische Lieder (Erna Rauscher-Steves: Mezzosopran; Eva Meidel: Querflöte; Bastian Brand: Schlagwerk) ausgewählt. Nach der Pause durfte der junge Gitarrist Heiko Holzknecht beim Konzert „Il sogno del pesciolino“ von E. Angulo seine Fingerfertigkeit unter Beweis stellen. Virtuos und rhythmisch sicher meisterte er diese Aufgabe. Werke von R. Al-Regeb und R. Kangro (am Klavier: Sabine Spath) rundeten das Programm ab.
Danach folgte (bei Gulaschsuppe und Kreuzbergbier) ein sehr stimmungsvoller zweiter „come together“ Teil des Wochenendes mit der Zupferfete im Felsenkeller, wo zu vorgerückter Stunde die Gitarren ausgepackt wurden und mehrere Generationen bis in den frühen Morgen die Hitparaden der letzten 30 Jahre auferstehen ließen…
Dass Zupfer über eine starke Kondition verfügen, konnte man am Sonntagvormittag bei der Orchestermatinee sehen, bei der auch die nächtlichen „Chartsänger“ ihren Part (ob im Publikum oder auf der Bühne) erstaunlich gelungen erfüllten.
Beim Zupforchester des Zitherclub Würzburg führte der Leiter Dr. Georg Sauter selbst den Solistenpart bei S. Behrends „Spanische Impressionen“ aus und konnte diesen mit musikalischem Gespür füllen. Rainer Vollmann trat anschließend gleich mit zwei Orchestern auf und hatte mit rund 40 Mitwirkenden die Bühne prall gefüllt. Das Zupforchester „Vielsaitig“ aus Gerolzhofen musizierte galant und begleitete die Solistin Silke Hohnbaum am Klavier vortrefflich bei der „Sinfonia concertante“ von J. F. Edelmann. Das kleinere Ensemble „Insaiter“ bot eine mitreißende Vorstellung: Mit der bestens aufgelegten Sängerin Johanna Klinger waren nicht nur die beiden Volkslieder aus Spanien aus der „Folklore Andalusia“ von K. Haus ein Genuss, sondern auch der Hit „Annie’s Song“, der das Publikum begeisterte. Beim Quartetto Latino aus Durach hatte die junge Musikerin Melanie Manyet die Möglichkeit, mit der Solo-Mandola zu glänzen. Bei „Romanze“ und „Rondo“ von L. Helten hatte sie alle Schwierigkeiten im Griff und musizierte gekonnt. Auch dessen Leiter Heiko Holzknecht war mit zwei Orchestern angereist. Das Zupforchester Geretsried spielte unter seiner Leitung „Remember Gopak“ aus der Tanzsuite von D. Hackner und überzeugte bei M. Kuglers „Tres piezas de Sudamerica“ mit Spritzigkeit und Raffinesse. Zum Schluss vereinigten sich das Quartetto Latino und das Zupforchester Geretsried, um mit der „Rumba Flamenca“ von D. Kreidler einen würdigen und gelungenen Schlußpunkt unter das Abschlusskonzert zu setzen.
Insgesamt war es ein Festival, bei dem sehr lebendig und facettenreich musiziert wurde und sich sowohl die Musiker als auch das Publikum sehr wohl fühlten. Letzteres drückten auch viele anerkennende Worte und Lob für die gute Organisation der Festivalleitung Bianca und Bastian Brand, Petra Breitenbach und der vielen helfenden Hände im Hintergrund aus.