Auf Einladung von Barbara Pommerenke-Steel und ihrem Orchester DaCapo Alba erlebte das BLZO die großzügige Gastfreundschaft der Schotten. Neben der Freude an der Musik und den Konzerten beeindruckte die Natur der Highlands, das Flair der Geschichte Edinburghs und Glasgows, der Zauber der Kelpies in Falkirk und vieles mehr.
von Christine Heinz
In der Woche vom 31. Mai bis 7. Juni war das Bayrische Landeszupforchester auf Konzertreise in Schottland zu Gast bei Barbara Pommerenke-Steel und ihrem Orchester Da Capo Alba.
Schon bei der Anreise per Flugzeug begann das Abenteuer, da die Software der Fluggesellschaft sichtlich Probleme hatte, Instrumente von Personen zu unterscheiden. Sitzplätze waren doppelt vergeben worden, manche Instrumente wurden doch im Handgepäckfach verstaut, obwohl jeder 99 € für einen Sitz für das Instrument bezahlt hatte und zwei Orchestermitglieder hatten gar keinen Sitzplatz. Irgendwie funktionierte dann doch alles und wir landeten bei viel Wind hart in Edinburgh. Bei unserer Ankunft wurden wir von Barbara, ihrem Mann Ian und John, dem Vorsitzenden der Lanarkshire Mandolin and Guitar Association empfangen, sodass wir dann reibungslos die Weiterreise mit dem Bus in die Schottischen Highlands antreten konnten. Bei einer Pause zur Versorgung mit schottischem Geld und einem Mittagsessen am schönen Loch Venachar bekamen wir einen guten Eindruck von der Wechselhaftigkeit des Wetters und konnten auf der Weiterfahrt die immer höher werdenden Berge bewundern. Den Abend und die Nacht haben wir in Ballachulish am Loch Leven in einem luxuriösen Hotel mit Seeblick von jedem Zimmer genossen. Außerdem gab es ein Schwimmbad und eine Sauna, was über den nun einsetzenden Dauerregen hinwegtrösten konnte. Aufgrund der unstetigen Wetterbedingungen wurde auch der Plan für den folgenden Tag sehr flexibel gehalten.
Durch ein typisches warmes Frühstück gestärkt machten wir uns am Montag dann zunächst auf den Weg nach Fort Williams zur Führung durch die Ben Nevis Whiskybrennerei. Dort lernten wir die verschiedenen Arbeitsschritte der Whiskyherstellung kennen und durften die riesigen Destillationskessel bestaunen. Im Anschluss folgte die Verkostung eines hauseigenen Erzeugnisses. Den Namensgeberberg der Brennerei haben wir im Anschluss auch besucht. Ben Nevis ist mit 1344 m der höchste Berg Schottlands und ein großer Teil des Orchesters entschied sich mit der Kabinenbahn auf ca. 650 m hoch zu fahren. Zur Überraschung aller wurden wir beim Ausstieg an der Bergstation von Schneeflocken empfangen – man beachte das Datum (1. Juni). Trotz Schnee und Wind machten wir einen Spaziergang zum nächsten Aussichtspunkt wo wir wie zur Belohnung einen Regenbogen von oben bewundern konnten. Im Nachhinein stellte Ian fest, dass wir zwei Rekorde aufgestellt hatten: zum einen hatten wir den kältesten 1. Juni seit Beginn der Aufzeichnungen miterlebt, zum anderen sind wir das einzige Orchester, das verrückt genug war, bei diesen Wetterbedingungen (mit schwankender Seilbahn) auf die Nevis Range zu fahren. Es folgte ein Abstecher nach Glenfinnan, wo wir zufälligerweise pünktlich ankamen, um zu sehen, wie der Hogwarts-Express das Glenfinnan Viadukt überquerte. Außerdem war das Glenfinnan Monument zu bestaunen, das an den Beginn der zweiten Jakobiterrevolte erinnert. Nachdem auch diese Regenpause erfolgreich genutzt war, konnten wir die Busfahrt nach Hamilton im strömenden Regen antreten.
Am Dienstag und Mittwoch fingen die Proben an. Barbara hatte zwei extrem gute Schlagwerker aus ihrem Orchester organisiert, die uns bei Kubotas Tanz Suite Nr. 2 und Jürgen Thiergärtners Crazy Dance und Latin Dance mit viel Energie und Präzision unterstützt haben. Die Nachmittage waren aber weiterhin dem Vergnügen gewidmet: Eddie von Da Capo Alba führte uns auf einem Ausflug nach Glasgow, wo wir unabhängig in Kleingruppen die Stadt besichtigt haben. Ich persönlich fand vor Allem das reichlich dekorierte Rathaus, die altehrwürdige Universität und den Hauptbahnhof sehenswert. Für manche Spieler folgte ein Abend im Pub.
Der Ausflug des nächsten Tages führte uns zu Fuß zum Jagdschloss Chatelherault in dem wir die schräg leicht in den Boden eingesunkenen herrschafltichen Gebäude besichtigen konnten und zu Fuß die Natur im Landschaftspark um Chatelherault herum erlaufen konnten, bevor dann eine gemeinsame Probe mit Da Capo Alba stattfand, gefolgt von einem Ceilidh-Abend. Dieser Abend wurde mit einem Buffet eingeleitet, Dankesworte wurden gesprochen und unsere Gastgeschenke überreicht. Danach spielte eine Band aus Musikern des Orchesters zusammen mit manchen von uns Gästen schottische Musik. Wir bekamen eine kurze Anleitung zu traditionellen Tänzen, die in im Kreis angeordneten Paaren getanzt werden, sodass wir Deutschen und Schotten uns bunt gemischt beim gemeinsamen Tanz amüsieren konnten. Dieser Abend war dann leider viel zu schnell zu Ende und wir wurden von Orchestermitgliedern wieder zurück ins Hotel gefahren.
Der ganze Donnerstag war einem Besuch in Edinburgh gewidmet. Nachdem wir im Bus einige Tipps zu Besichtigungen bekommen hatten, machten wir die Stadt in Kleingruppen unsicher. Die Hauptattraktionen in Laufweite waren das Edinburgh-Castle mit Kanonenschuss um Punkt 13 Uhr, die King's Mile mit vielen Touristenläden, Dudelsackspielern und Gauklern, die Kathedrale, das Schottische Parlament, Hollyrood House (Residenz der Queen) und Calton Hill. Unabhängig von den jeweiligen Unternehmungen kann man sagen, dass Edinburgh eine wunderschöne Stadt ist und dass wir das zur Abwechslung mal sonnige Wetter genossen haben.
Freitag war dann Konzerttag, da sowohl Mittags als auch Abends ein Konzert auf dem Progamm stand. Das Mittagskonzert fand in Hamilton College, einer Privatschule, mit ca. 400 Schülern in Schuluniform als Publikum statt. Hier mussten wir leider auf unsere schottischen Schlagwerker verzichten, weshalb Oliver zusätzlich zum Dirigat das Schlagwerk übernahm – eine ausgezeichnete Leistung vor allem bei der Tanz Suite Nr. 2 von Kubota. Dennoch zeigten die Schüler nicht viel Begeisterung, waren aber sehr diszipliniert.
Das Abendskonzert in Hamilton gemeinsam mit Da Capo Alba hatte eine ganz andere Atmosphäre. Das Musizieren an sich hat unendlich viel mehr Spaß gemacht, das Ergebnis war mit Abstand besser und das Publikum, das die Kirche bis auf den letzten Platz füllte, war begeistert. Außerdem ist das Musizieren im Gemeinschaftsorchester mit 60 Zupfern auf der Bühne einfach ein außergewöhnliches Erlebnis. Dieser Konzerterfolg wurde natürlich zurück im Hotel angemessen gefeiert.
Am nächsten Tag stand das dritte Konzert auch gemeinsam mit Da Capo Alba an, aber zuerst war noch etwas Sightseeing geplant. Karen und ihre Tochter aus unserem Gastegeberorchester führten uns nach Falkirk zuerst zu den Kelpies, zwei Statuen, die Pferdeköpfe darstellen. Kelpies sind in der schottischen Mythologie Dämonen in Pferdegestalt, die im Wasser leben und sich in Menschen mit Hufen verwandeln können. Bei heftigem Sturm und etwas Regen sind wir aber relativ schnell in den Touristenladen geflüchtet. Die andere Sehenswürdigkeit von Falkirk ist das „Falkirk wheel“, ein imposantes Schiffshebewerk, das zwei Kanäle, die mit ca. 25 m Höhenunterschied aufeinandertreffen, verbindet. In überdachten Schiffen konnten wir einmal von diesem Hebewerk nach oben gehoben werden, ein kurzes Stück über eine Kanalbrücke und durch einen Tunnel fahren, bevor wir wieder nach unten befördert wurden. Auch die technischen Erklärungen zur Funktionsweise des Hebewerks waren sehr interessant, vor allem die Information, dass der Betrieb des Schiffshebewerks aufgrund der ausgeklügelten Funktionsweise nur 1,5 kWh benötigt. Nach einer Nachmittagspause fingen die Konzertvorbereitungen und Einspielproben an. Das Konzert folgte dem gleichen Ablauf wie das am vorigen Abend und beide Orchester schafften es, noch einmal über sich hinauszuwachsen, was nach dem vorigen Konzert kaum zu erwarten war. Dieser Erfolg konnte die Konzertreise hervorragend abrunden.
Der Abschied von unseren Gastgebern, die uns in jeglicher Hinsicht willkommen geheißen und mit viel Einsatz unterstützt haben, viel uns am nächsten Tag schwer, da man sich in dieser Woche gut kennengelernt hatte und zu Freunden geworden war. Auch der Abschied von den eigenen Mitspielern viel schwer, da das Orchester durch die Konzertreise noch enger zusammengewachsen ist – nicht nur musikalisch, sondern auch als Freunde. Die Erlebnisse dieser Reise, vor allem der Ceilidh-Abend werden uns mit Sicherheit lange in Erinnerung bleiben.
Vielen Dank an all diejenigen, die diese Reise organisiert haben oder in anderer Weise beigetragen haben!
Den ausführlichen Bericht finden Sie im Anhang.